Meine Bundzeit ist zwar noch nicht offiziell um – mein DZE (=Dienstzeitende) ist erst am 30. Juni – trotzdem muss ich nicht mehr in die Kaserne. Aufgrund der Einschleusung der neuen Soldaten aus der AGA mussten wir schon gestern aus dem Block raus und haben für heute bzw. Montag Urlaub bekommen. Somit sind neun grüne Monate um, die rückblickend eine Erfahrung mehr im Leben bedeuteten. Zwar könnte ich mich jetzt über viele Sachen aufregen, einige haben wir unserem Chef auch am Freitag beim Entlassungsgespräch mitgeteilt, doch bleiben auch ein paar schöne Erinnerungen an die Zeit.
Bevor ich aber zu einem kleinen Fazit meiner Zeit komme, möchte ich wie gewohnt noch einen Rückblick auf die letzten Tage geben. Montag gings ja wieder zum Dienst und ran an die Ausschleusungs-Fortsetzung. Wir haben Unterschriften für unseren Laufzettel gesammelt und den „OG-Abschied“ organisiert, der dann abends stattfand und doch ganz gut war (etwa 40 OGs). Zumal die Ereignisse gegen 24 Uhr sich auch überschlagen hatten und auf meiner Stube einiges zu tun war. :-) Dienstag ging es dann mit der Ausschleusungsprozedur los. Erst wollte man uns noch Aufgaben geben, wir hatten aber schon Hauptuntersuchung und so wurde aus dem schönen Plan leider nichts :-) Der Laufzettel wurde weiter bearbeitet und wir haben unsere Ausrüstung für die Auskleidung am Mittwoch verpackt. Da zeigte sich wieder die Klasse der Bundeswehr. Nachdem ich mit dem Verpacken gemäß Verpackungsplan so gut wie fertig war, hing auf einmal ein neuer Plan aus. Das bedeutete für mich, alles neu verpacken. Typisch Bundeswehr dachte ich mir, da kommt man natürlich kurz vor Toreschluss drauf (wir sollten bis 13.30 Uhr verladen, 10 Uhr war die Änderung, dazwischen noch eine Stunde Mittagspause). Nun ja, dann haben wir es doch gepackt und durften ab dann in Zivilzeug rumlaufen :-) Dienstagabend waren wir stubenintern noch beim Chinesen, schön Buffet essen. Danach habe ich noch ein wenig Sport gemacht und den Abend gemütlich beim ein oder anderen Bier ausklingen lassen.
Mittwoch war dann ja Auskleidung, dazu sind wir eine Stunde nach Neubrandenburg zur LHBw gefahren. Nun ja, anders als gehofft, hat sich das ganz schön in die Länge gezogen, weil die Zivilangestellten erst mal kurz nach unserer Ankunft Mittagspause gemacht haben und dann lange Zeit auch nur eine Auskleidungsstation offen war. So haben wir für die etwa 40 Mann gute 3 1/2h Stunden gebraucht. Wen es interessiert, was ich nach dem Bund als W9er behalten durfte, hier die Auflistung: 2 Paar Kampfstiefel, 1 Paar Hallenschuhe, 1 Paar Gelände-Schuhe (Outdoor), 3 T-Shirts oliv/kurz, 5 Paar Socken oliv, 1 Paar Socken schwarz, 2 Paar Socken weiß, 3 Taschentücher, 3 Unterziehhosen lang plus (wer hatte) die bezahlte Unterwäsche. Die Schuhe wurden alle gelocht. Jetzt heißt es, die Sachen drei Jahre zu behalten, erst dann gehen sie in den eigenen Besitz über (also Schuhe nicht wegschmeißen oder verkaufen!). Nach der Auskleidung gabs Dienstschluss und wir bereiteten uns aufs Deutschland-Türkei Spiel im Halbfinale der EM vor. Dazu sind wir ins Mannheim und haben das Freibier-Angebot genutzt (für jedes deutsche Tor ein Freibier). Nach dem sensationellen Sieg gings im Autokorso raus in die Stadt. Ein paar Bierchen später waren wir wieder drin und haben noch ein wenig gepennt.
Donnerstag hieß es dann nur noch letzte Unterschriften zu besorgen und die Stuben auszuräumen bzw. auf Vordermann zu bringen. Nachmittags kamen ja die Neuen. Zum Abschlussantreten gegen 10 Uhr verabschiedete sich zuerst unser Zugführer von uns, dann gabs ein paar warme Worte vom Chef und dann noch für mich und drei weitere Kameraden eine Schützenschnur. Mein Leistungsabzeichen soll mir übrigens nachgeschickt werden (da bin ich mal gespannt). Anschließend gab es im Lehrsaal noch ein wenig was zu tun. So haben wir unsere Erkennungsmarken, Schießbücher, Bahnberechtigungsausweise, Laufzettel und Truppenausweise abgegeben. Danach wurden wir noch gefragt, ob wir Reservist werden möchten. Ich kreuzte, wie fast alle, nein an. Dann hat der Chef nochmal nach Feedback von uns gefragt, das wir ihm dann ganz ehrlich gegeben haben. Zwar war das viel negatives, aber auch ein bissl was positives. Er nahm unsere Vorschläge gut auf und wollte auch bei dem ein oder anderen was machen… Nun ja, mit einem Händedruck bekamen wir dann noch Dienstzeugnisse, Urkunden und Wehrdienstzeitbescheinigungen. Kurz darauf ist die Bundeswehr für mich passé. :-)
Doch nun zu meinem Fazit. Nachdem ich mich ja schon einige Male aufgeregt habe, werde ich wohl auch bestimmte Sachen vermissen. Da wären zum einen die ganzen Freundschaften mit den Kameraden aus der AGA und den letzten 6 Monaten in unserer Stammeinheit. Viele wird man davon wohl leider nicht mehr wiedersehen, ein Treffen in der Zukunft wäre aber ganz cool und dank sozialer Netzwerke wohl auch machbar. Was haben wir nicht fast 5x24h die Woche für Sachen zusammengemacht, zusammen gemeckert und gelacht :-) Das war schon geil, schade, dass es sowas wohl nicht mehr geben wird. Zum anderen ist da auch das Schießen. Es darf beileibe nicht jeder W9er in seiner Dienstzeit mal Handgranaten werfen oder ein Gruppengefechtsschießen durchführen. Das waren schon tolle Sachen, die ich da erlebt habe. Auch der Sport, sofern er denn mal statt fand, war in Ordnung und eine schöne Abwechslung. Da sei das Bataillonssportfest als erstes genannt, selbst wenn da am Ende nicht alles glatt lief. Und auch die organisierten Möglichkeiten (Kinobesuche, Fußballturniere, Public Viewing bei der EM, Fahrt ins Erlebnisbad, ec.), die man in der Dienstunterbrechung bzw. nach Dienstschluss während der Übungen in Todendorf und Klietz hatte, waren super.
Natürlich bleiben vor allem auch Kritikpunkte hängen. Da wären zum einen die mangelnde Organisation (kaum einer weiß, was der andere macht) und die stupiden Aufträge (wenn nichts anliegt, Budenreinigen oder Hallen ausfegen, oder Infanterieergänzung zum tausendsten Mal mit G36 Zerlegen). Außerdem war das manchmal mit den Vorgesetzten auch net so toll. Natürlich sind bei der Bundeswehr einige nicht die hellsten, trotzdem kann man manche Sachen auch mal lockerer sehen (Radio auf Stube, da sind manche ausgerastet!) und über einige Sachen mal ein wenig mehr nachdenken (Rechtschreibfehler :-) ). Auch das so intrigenhafte hat mich genervt und das viele Dinge einfach so ewig dauern (ich sag nur, „ist angefordert“). Nun ja, an dieser Stelle werde ich mich woanders wohl mehr äußern.
Wenn man es mit anderen Einheiten vergleicht, habe ich wohl eine sehr intensive Zeit in meiner Stammeinheit erlebt. Dafür war meine AGA halt ein wenig lockerer, wenn man Erfahrungsberichten anderer glauben schenken darf (bspw. meiner Stubenkameraden, die ihre AGA bei den Pionieren oder Kanonieren hatten). Einblicke in andere Kompanien und Bataillone zeigten doch, dass es bei mir danach härter zur Sache ging (Stube auf Vordermann halten, Meldungen, Grüßen, ec.). Kann natürlich auch an der Teilstreitkraft Heer liegen, die sowieso nicht so das „Locker-Image“ der Luftwaffe oder Marine hat. Insgesamt aber war die Bundeswehr ne Erfahrung, die man machen sollte, auch wenn ich jetzt leider zwei Semester im Studium verloren habe. Aber so ist es halt, wenn man T2 gemustert wird :-( Wer sich also zwischen Zivil- oder Wehrdienst entscheiden möchte, kann gerne mal bei mir anfragen und erhält dann ein ehrliches Feedback meiner Wehrdienstzeit.